Liebes Tagebuch,
ich verbringe diese Nacht in Sengos Taverne. Vivod und ich brauchen eine kurze Pause. Aber wirklich nur eine sehr kurze Pause, denn ich liebe ihn über alles. Ich wünsche mir nichts sehnlicher als Vergebung. Meine Taten mögen ein anderes Bild zeichnen, aber diese ändern nichts an meinen Gefühlen. Er sagte mir, dass er mir nicht mehr vertraut und nicht mehr mit mir zusammenleben will. Und das nach all den Jahren. Aber es ist meine eigene Schuld.
Was stimmt mit mir nicht? Ich habe Vivod betrogen. Mein ein und alles. Für nichts in der Welt würde ich ihn hergeben wollen, und doch verfiel ich der Lust und begehrte andere Männer. Es blieb nicht nur beim Wirt. Aber das weiß Vivod noch nicht. Freundinnen haben schon ähnliche Sachen erzählt. Dass sie sich in andere Männer verliebt haben, neugierig wurden, oder einfach keine Lust mehr auf ihren Mann hatten. Aber das bin ich nicht. Es überkam mich einfach. Mein Kopf war wie vernebelt. Kein klarer Gedanke kam mir in den Sinn. Alles was in meinem Kopf vor sich ging war, dass ich mit ihm schlafen wollte, meinem Begehr nachkommen musste. Jeder trübe Versuch meines Gewissens mich aufzuhalten, war wie blockiert. Ohje, das klingt alles so merkwürdig. Aber ich muss es loswerden. Irgendwie. Aber wem soll ich es erzählen, ohne dass er mich für Kopftot hält und in den Wald schickt? Ich kann nicht in den Wald, ich bin keine Naturfrau. Und ich bin bei Verstand. Jedenfalls die meiste Zeit.
Es hat sich gut angefühlt. Nicht nur gut, nein, es war der Wahnsinn. Dieser komische Typ, den ich heute zum ersten Mal gesehen habe, Hamild, oder so. Ich weiß nicht, was er im Schilde führt, aber ich finde ihn unheimlich attraktiv. Er hat eine Anziehungskraft wie kein anderer Mensch, dem ich jemals begegnet bin. Ich war schon ganz erregt, bevor ich ihn überhaupt gesehen habe. Und ich habe meine Befriedigung gefunden, obwohl er nicht mal einen steifen Penis bekam. Ich bin mir sicher, dass das nicht an mir lag. Aber eigentlich ist das auch nicht so wichtig. Denn obwohl mir nichts an dem liegt, habe ich ihm meinen Körper anvertraut. Jeden Zentimeter. Danach stürzten all die Sorgen und Gewissensbisse auf mich herab, wie riesengroße Felsen von einer Klippe. Vermutlich ähnlich schmerzvoll. Aber vielleicht war es auch gerade deshalb so reizvoll, weil ich ihn nicht kannte. Und immer noch nicht wirklich kenne. Aber er scheint zumindest nett zu sein. Er versuchte mich zu trösten und versprach mir, dass alles wieder in Ordnung kommt.
- Lessa
(Vivod, falls du das hier jemals zu Gesicht bekommst, bitte verzeihe mir.)
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